Lesung: Landvermessung

Ein Schriftsteller und ein Fotograf haben auf einer literarischen Wanderung das tiefe Niedersachsen erkundet und daraus unter dem Titel „Landvermessung“ ein Wandertagebuch gemacht. Der Untertitel der reich illustrierten Dokumentation von Gerhard Henschel und Gerhard Kromschröder „Durch die Lüneburger Heide von Arno Schmidt zu Walter Kempowski“ war für die beiden Wanderer zugleich Wegbeschreibung wie auch Programm. Am Freitag, dem 17. März 2017 stellen sie den Bericht um 19.30 Uhr in einer Veranstaltung des Kulturrings im Bad Fallingbosteler Ratssaal vor. Die beiden Autoren werden dabei Texte rezitieren und Bilder zeigen.

Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Schriftsteller Gerhard Henschel, 1962 in Hannover geboren, ist vor allem durch seinen inzwischen siebenbändigen autobiographischen Romanzyklus bekannt (aktuell erschienen: „Arbeiterroman““). Mit Walter Kempowski, über den er auch ein Buch veröffentlicht hat, war er persönlich bekannt. Dieser hatte ihm 1986 empfohlen: „Eine Tour, die in Bargfeld beginnt, sollte in Nartum enden“. Der Fotojournalisten Gerhard Kromschröder war lange Jahre Reporter des „Stern“ Er lebte als Korrespondent für den Nahen Osten in Kairo und berichtete im ersten Irak-Krieg als einziger deutscher Reporter und Fotograf aus dem bombardierten Bagdad. Kromschröder veröffentlichte zahlreiche Bücher und unterrichtete Journalismus an der Universität Wien.

Drei Jahrzehnte später, im Herbst 2015, brachen der Dichter und der Fotograf dann auf, die beiden niedersächsischen Literaturorte zu Fuß zu verbinden: Bargfeld bei Celle und Nartum unweit von Bremen. In dem ersten, einem 200-Seelen-Dorf, lebte in einer kargen Dichterklause weltflüchtig Arno Schmidt, in Nartum residierte Walter Kempowski als Chronist deutscher Zustände in einem weitläufigen Domizil. Mit den beiden Nachkriegskoryphäen als Wegmarken wanderten die Autoren Henschel und Kromschröder in zehn Tagen quer durch die Lüneburger Heide, wobei sie auch Bad Fallingbostel passierten. Auf der 200 Kilometer langen Gesamtstrecke gingen die Wanderer den Verbindungslinien zwischen Schmidt und Kempowski nach und bewiesen dabei einen wachen Blick für Land und Leute, für historische Zeugnisse und anekdotische Fundstücke. Und oft genug erwies sich die Wanderung als Entdeckungsreise ins eigene Land, voller Kuriositäten des Alltags und skurriler Zeugnisse provinzieller Selbstdarstellung.

Die Autoren vor dem Tor von Arno Schmidts Haus

Keine Etappe der Tour glich der anderen. Mal führte sie durch schattige Wälder oder industriell bewirtschaftete Ackerflächen, mal über idyllische Pfade oder entlang verkehrsstarker Autopisten, und auf stille Weiler folgend lärmende Gewerbegebiete. Immer wieder ließen sich die Wanderer vom herben Oberflächenreiz der Heidelandschaft gefangen nehmen, und überall stießen sie auf Tatorte und Spuren einer Epoche, über die die in den meisten Hochglanzreiseführer kaum ein Wort verloren wird.

Rainer Moritz, der Leiter des Hamburger Literaturhauses, lobte „Landvermessung“ als „ein großartiges Wanderbuch“, der Bremer Weser-Kurier“ findet es „dicht und schlüssig“, und die „Lüneburger Landeszeitung“ attestierte dem Werk „ein Gespür für unfreiwillige Komik, für das bezeichnende Detail und für die Geschichte hinter der Fassade“.

Karten für die Veranstaltung sind im Vorverkauf bei der Bad Fallingbosteler Buchhandlung Raufeisen und an der Abendkasse erhältlich.

Plakat zur Veranstaltung (pdf)